Zwei Schwerpunkte stehen im Zentrum des diesjährigen Jahrbuchs: Der eine befasst sich mit jüdischer Militärgeschichte, der andere mit Fragen der Säkularisierung des Hebräischen. Jüdische Militärgeschichte ist vornehmlich eine Geschichte der Integration der Juden in ihre europäischen Umgebungskulturen. Dabei stehen Fragen von Loyalität und Staatsangehörigkeit im Vordergrund. Der Schwerpunkt versammelt Beiträge aus der neueren Forschung zu diesem Gegenstand. Dabei werden sowohl imperiale und nationale Lebenswelten unterschieden als auch Themen behandelt, die Fragen des Religiösen angesichts der militärischen Anforderungen miteinbeziehen. Der Schwerpunkt zur Säkularisierung des Hebräischen präsentiert Beiträge über die Verwandlung des Hebräischen als einer bis zum Anbruch der Moderne vornehmlich in der religiösen Schriftkultur zur Geltung gekommenen »heiligen Sprache«, und dies unter besonderer Berücksichtigung der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen säkularisierenden Wandlungen. Sprachphilosophische und literaturwissenschaftliche Beiträge ergänzen das Konvolut.
Im Allgemeinen Teil und in den Rubriken des Jahrbuchs finden sich Beiträge zur Holocaust-Historiografie, zur Orientalistik, zur christlichen Hebraistik, zur Wissenschaft des Judentums sowie Artikel, die unterschiedliche Verfahren der Aneignung, des Transfers und der Wiedergabe jüdischer Alltags- und Geschichtserfahrung in Literatur, Poetik und Theater thematisieren.
Dan Diner ist Professor emeritus für Moderne Geschichte an der Hebrew University of Jerusalem. Von 1999 bis 2014 war er Direktor des Simon-Dubnow-Instituts für jüdische Geschichte und Kultur und Professor am Historischen Seminar der Universität Leipzig.