Die Geschichte der Zünfte im Europa des 18. Jahrhunderts ist bislang vor allem aus der Perspektive ihres Endes, der Einführung der Gewerbefreiheit, geschrieben worden. Aus dieser Sicht blockierten die Zünfte als rückständige Handwerksordnung die gesellschaftliche Modernisierung. Doch im auf Europa ausgeweiteten Blick auf die Vielfalt ihrer ökonomischen und sozialen, politischen und kulturellen Funktionen wird deutlich: Zünfte waren selbst wichtige Instrumente der Modernisierung, der Sozialkontrolle und des kulturellen Lebens.Die elf Autoren dieses Bandes liefern einen fundierten Überblick über den Stand der Zunftforschung im europäischen Vergleich. Dabei kommen sie zu einer radikalen Neubewertung der Rolle der Zünfte im 18. Jahrhundert. Im Unterschied zum gängigen Bild, das das 18. Jahrhundert als eine Periode des Niedergangs der Zünfte malt, betonen sie die im europäischen Kontext zentrale Bedeutung für die Stadtwirtschaft, die Selbstorganisation der Meister und das politische Leben des Ancien Régime.
Der Historiker Prof. Dr. Heinz-Gerhard Haupt lehrte an den Universitäten in Bremen, Halle-Wittenberg und Bielefeld sowie in Florenz, Lyon und Princeton.