Der Autor untersucht analytisches Potential und normative Konsequenzen der völkerrechtlichen Konstitutionalisierungslehre. Anhand der Begriffsgeschichte zeigt er zunächst auf, wie sich der Verfassungsbegriff aussagekräftig auf das Völkerrecht übertragen lässt. Sodann spürt er Vorläufern und philosophischen Wurzeln nach und sucht nach neuen Anknüpfungspunkten für die Konstitutionalisierungsthese. Vor diesem Hintergrund unterzieht er die Hierarchisierung und Objektivierung des Völkerrechts sowie die Bindung von internationalen Organisationen an Menschenrechte als mögliche Verfassungsmerkmale einer kritischen Auseinandersetzung. Der Autor kommt zu dem Ergebnis, dass Konstitutionalisierung vor allem ein Prozess des Identitätswandels und der Selbstverstrickung ist, der Begründungslasten für die juristische Argumentation schafft. Methodisch wird die Genese konstitutioneller Normen als Bildung allgemeiner Rechtsgrundsätze in Auseinandersetzung mit konstruktivistischen Ansätzen in den Internationalen Beziehungen erklärt.
Einführung: Rekonstruktion der Konstitutionalisierungsthese als Völkerrechtskonzeption.- Voraussetzungen und Vorläufer: Der Begriff der Verfassung, seine Geschichte und sein Bezug zum Staat.- Vorläufer der Konstitutionalisierungslehre in der europäischen Völkerrechtslehre.- Wurzeln der Konstitutionalisierungsidee in Naturrecht und Aufklärung.- Konstitutionalisierung und allgemeine Dogmatik des Völkerrechts: Hierarchisierung im Völkerrecht.- Völkerrecht als objektive universelle Ordnung zum Schutz von Gemeinschaftsgütern.- Rechtfertigung der Ausübung von Hoheitsgewalt im Völkerrecht.- Überlegungen zu einer Prinzipienlehre des pluralistischen Verfassungsrechts jenseits des Staates: Materielle Konstitutionalisierung und Verfassungsgrundsätze.