Das 19. Jahrhundert brachte für Europa die Lösung vieler Fragen, die sich aus dem Übergang vom konservativ-legitimistischen Denken zum Denken in nationalstaatlichen Kategorien ergaben. Die für die deutschen Länder wichtigste war die ,,schleswig-holsteinische Frage".
Sie bildetet zum einen den Kristallisationspunkt vieler politischer Interessen, war aber dadurch auch eine der staatsrechtlich kompliziertesten Fragen des 19. Jahrhunderts. ,,Es ist ein so verwickelter Knoten, daß niemand je im Stande sein wird, ihn zu lösen, und ich wäre bekümmert, wenn er mit dem Schwerte durchgehauen würde." Dies war die Ansicht des englischen Außenministers Lord John Russells über die Situation des Jahres 1859 in den Herzogtümern. Den Weg aufzuzeigen, den die Herzogtümer Schleswig und Holstein in ihrer Lage zwischen den deutschen Ländern und Dänemark genommen haben und zu beleuchten, weshalb keine einvernehmliche Lösung für die ihrer Nationalität bewußt werdenden Nachbarn im Norden und Süden in der Schleswig-Holstein-Frage zu erzielen war, wird im ersten Teil dieser Arbeit versucht. Dabei mag es provokant erscheinen, die Anfänge dieses Weges so weit in der Vergangenheit zu suchen. Aber im Verlauf dieser Arbeit wird deutlich werden, daß die ersten Schritte die Richtung so weit festgelegt haben, daß sie auch nach Jahrhunderten noch als Legitimation für aktuelles Handeln dienen konnten.
Auf dieser Grundlage wird klar, weshalb die Konfrontationslinien nicht nur zwischen Dänemark und dem Deutschen Bund verliefen, sondern auch innerhalb des Deutschen Bundes. Die Positionen der deutschen Staaten im Deutschen Bund zu bestimmen ist hauptsächliches Anliegen dieser Arbeit.