Jüdischer Anarchismus fand in der radikalen Religionskritik des 19. Jahrhunderts einen festen identitären Bezugspunkt. Infolge der Oktoberrevolution und der Repression in der Sowjetunion setzten eine religiöse Renaissance und Neubestimmung jüdischer Radikalität ein. Diese Rückkehr zur jüdischen Tradition verschob die Grenzen der jiddischistischen radikalen Subkultur und wurde je nach Standpunkt als religiöser Nonkonformismus, Bedrohung, Verweichlichung oder als Erweiterung epikureischen Denkens und als Bereicherung erfasst. Diese argumentationsanalytische Untersuchung schält die Prozesse der Gruppenbildung heraus, arbeitet verschiedene Begriffe von jüdischer Religion und Lebensform (Yidishkayt) heraus und zeigt, dass nicht Religion, sondern Erkenntnis und Autonomie den Kern der Debatte bildeten.¿¿¿¿¿
Jüdischer Anarchismus - Religiöser Nonkonformismus - Gruppenbildungsprozesse - Argumentationsanalyse - Religionskritik - Ethnizität - Universalität - Subkultur - Jiddisch - 1930 - 1940 - Wissen - Glaube - Autorität - Autonomie - Historiographie
Lilian Türk
ist Judaistin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Jüdische Philosophie und Religion an der Universität Hamburg. Ihre Dissertationsschrift verfasste sie an dem Graduiertenkolleg "Religiöser Nonkonformismus und Kulturelle Dynamik" der Universität Leipzig.