Angesichts globalisierungsinduzierter Entgrenzungen, des Endes alter Gewissheiten und transnationaler Migration ist ein Überdenken des Programmauftrags von Auslandsrundfunk angezeigt: Unter den genannten Bedingungen ist ein rigide verstandener Auslandsbegriff unhaltbar. Die Territorialorientierung sollte durch eine Zielgruppenorientierung ersetzt werden. Nicht mehr nur das geographische Ausland, sondern auch die Zielgruppe «Ausländer im Inland» ist für den Programmauftrag der Deutschen Welle relevant. Der logische Schluss ist, dass die Deutsche Welle Ausländer, die sich temporär in Deutschland aufhalten, mit ihren fremdsprachigen Rundfunkangeboten und insbesondere dem TV-Programm in der «lingua franca» Englisch versorgen kann. Dies ist zudem integrationspolitisch und für den «Dialog der Kulturen» bedeutsam.
Gunnar Folke Schuppert ist Emeritus des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung. Dort leitete er das WZB-Rule of Law-Center. Er war Inhaber des Lehrstuhls für Staats- und Verwaltungswissenschaft, insbesondere Staats- und Verwaltungsrecht an der Humboldt-Universität zu Berlin. Derzeit ist er u. a. Fellow des Max-Weber-Kollegs der Universität Erfurt.
Deutsche Welle - Rundfunkfreiheit - Programmautonomie - Programmauftrag - Flüchtlingsfernsehen - Staatsferne - Globalisierung - transnationale Migration - Deterritorialisierung von Kommunikationsgemeinschaften - Territorialitätsprinzip - Zielgruppenorientierung des Auslandsrundfunks - Abgrenzung nach Funktionen, nicht nach Territorien