Zusammenbruch, Rechtlosigkeit, Anarchie: Mit der deutschen Kapitulation war das Töten noch nicht beendet. Zum ersten Mal macht Keith Lowe das ganz Europa umfassende Ausmaß der materiellen und moralischen Verwüstungen deutlich: die ergreifende Darstellung einer Welt, die aus den Fugen geraten war.
Eindrucksvoll beschreibt Keith Lowe in seinem international viel beachteten Buch den Abstieg eines ganzen Kontinents in die Anarchie. Dabei zeigt er die Gewalteruption des Zweiten Weltkrieges als ein komplexes Geschehen über die sogenannte Stunde Null hinaus. Im Zentrum seiner ausgewogenen Neudarstellung der Nachkriegszeit stehen die vielen auf dem Kontinent aufflammenden regionalen Konflikte, die auch noch nach den klassischen Kriegshandlungen stattfanden: Bürgerkriege wüteten, ethnische Spannungen und Säuberungen dauerten an, Juden und Minderheiten wurden weiterhin verfolgt. Der Krieg hatte - trotz Hitlers Niederlage - eine Gewaltdynamik entfacht, die sich nicht mit der Kapitulation stoppen ließ. Zugleich lässt der Autor die Menschen und die einzelnen Schicksale in den betroffenen Ländern sichtbar werden. Eine unerlässliche Lektüre für ein tieferes Verständnis der Schreckensgeschichte Europas.
Keith Lowe, geboren 1970, ist einer der herausragenden britischen Historiker der jüngeren Generation. Für 'Der wilde Kontinent' erhielt er 2013 den angesehenen Sachbuchpreis des englischen PEN: den 'Hessell-Tiltman Prize for History'. Das Buch war einer der Sunday Times Top Ten Bestseller. Zahlreiche Fernseh- und Radiobeiträge in England und den USA.