Der berühmte Meister des Isenheimer Altars Matthias Grünewald, der Naturforscher Georg Wilhelm Steller von der Bering'schen Alaska-Expedition und der Autor selbst - was steckt dahinter, wenn Sebald diese unterschiedlichen Männer aus so weit auseinanderliegenden Jahrhunderten in einem »Elementargedicht« gegenüberstellt? Sein Thema ist die Unvereinbarkeit von Natur und Gesellschaft, die unweigerlich eine »lautlose Katastrophe« heraufbeschwört: die Naturzerstörung, welche längst im Gange ist. Dem hellsichtigen, fortschrittskritischen Beobachter beschert sie ein einsames, gedrücktes Dasein sowie die Utopie einer Natur, die den Menschen letztlich besiegen wird, um den Elementen, Pflanzen und Tieren wieder eine Existenz in Schönheit und Frieden zu ermöglichen. Sebald hat mit seinem der Natur, im weiteren Wortsinn aber auch allem Wesentlichen zugewandten »Elementargedicht« ein hochpoetisches Sprachkunstwerk geschaffen. Es macht uns mit den Lebensläufen dreier Männer vertraut, die den Konflikt zwischen Mensch und Natur auf jeweils eigene Weise schmerzlich empfunden haben.
W. G. Sebald, geboren 1944 in Wertach im Allgäu, lebte seit 1970 im ostenglischen Norwich, wo er als Dozent für Neuere Deutsche Literatur an der Universität lehrte. Er starb 2001 bei einem Autounfall. Zu seinen Werken gehören die Prosabände ¿Schwindel. Gefühle¿, ¿Die Ringe des Saturn¿, ¿Die Ausgewanderten¿ und ¿Austerlitz¿ sowie der Nachlassband ¿Campo Santö; weiterhin die Essaybände ¿Logis in einem Landhaus¿ und ¿Luftkrieg und Literatur¿ sowie die beiden Bände zur österreichischen Literatur ¿Unheimliche Heimat¿ und ¿Die Beschreibung des Unglücks¿. Das lyrische Werk liegt vor in den beiden Bänden ¿Nach der Natur. Ein Elementargedicht¿ und ¿Über das Land und das Wasser¿. Zudem ist lieferbar der Interviewband ¿¿Auf ungeheuer dünnem Eis.¿ Gespräche 1971 bis 2001¿, herausgegeben von Torsten Hoffmann. W. G. Sebald wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u. a. mit dem Mörike-Preis, dem Heinrich-Böll-Preis und dem Joseph-Breitbach-Preis.