Nach einer behüteten Kindheit bei ihren »kleinen, ziemlich blassen« Tanten in Richmond bricht Rachel Vinrace auf dem Schiff ihres Vaters, der >Euphrosyne<, nach Südamerika auf. Während dieser >Fahrt hinaus< erfährt sie zum erstenmal »eine Offenbarung ihrer eigenen Persönlichkeit, eine Offenbarung von sich selbst als wirklichem, dauerhaftem Ding, verschieden von allem anderen, unverschmelzbar, wie das Meer oder der Wind«. In Santa Marina wird Rachel in den privilegierten englischen Zirkel aufgenommen, aber sie ist abgestoßen von der sterilen Selbstzufriedenheit der Menschen, denen sie dort begegnet. Selbst die Liebe und das Glück, die sie mit dem jungen Schriftsteller Terence Hewett findet, können sie nicht völlig befriedigen, denn »sie wollte viel mehr als die Liebe eines einzigen Menschen«. Rachels plötzlicher Tod unterstreicht die Hoffnungslosigkeit und zugleich die Schönheit ihres romantischen Idealismus.
Virginia Woolf wurde am 25. Januar 1882 als Tochter des Biographen und Literaten Sir Leslie Stephen in London geboren. Zusammen mit ihrem Mann, dem Kritiker Leonard Woolf, gründete sie 1917 den Verlag The Hogarth Press. Ihre Romane stellen sie als Schriftstellerin neben James Joyce und Marcel Proust. Zugleich war sie eine der lebendigsten Essayistinnen ihrer Zeit und hinterließ ein umfangreiches Tagebuch- und Briefwerk. Virginia Woolf nahm sich am 28. März 1941 in dem Fluß Ouse bei Lewes (Sussex) das Leben.
Klaus Reichert, 1938 geboren, ist Literaturwissenschaftler, Autor, Übersetzer und Herausgeber. Von 1964 bis 1968 war er Lektor in den Verlagen Insel und Suhrkamp, von 1975 bis 2003 war er Professor für Anglistik und Amerikanistik an der Frankfurter Goethe-Universität, 1993 gründete er dort das 'Zentrum zur Erforschung der Frühen Neuzeit'. Von 2002 bis 2011 war er Präsident der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Bei S. Fischer erschien zuletzt 'Türkische Tagebücher. Reisen in ein unentdecktes Land' (2011) und 'Wolkendienst. Figuren des Flüchtigen' (2016).