Die religiöse Macht des Christentums und der Kirchen ist in Deutschland und Westeuropa im Schwinden begriffen. Als soziale Macht bleibt das Christliche aber ein relevanter gesellschaftlicher Faktor. Charismatische Persönlichkeiten haben im 19. Jahrhundert soziale Einrichtungen ins Leben gerufen, die bis heute zum Rückgrat der freien Wohlfahrtspflege in Deutschland zu rechnen sind. Zudem lassen sich viele Besonderheiten des deutschen Sozialstaats, etwa die zentrale Rolle der Sozialversicherungen, nicht erklären, ohne die Konfessionen und ihre Pluralität in den Blick zu nehmen. Karl Gabriel geht in diesem Buch den christlichen Wurzeln des Wohlfahrtsstaats nach und fragt, ob es ein von den religiösen Traditionen geprägtes europäisches Sozialmodell gibt, das sich von den außereuropäischen Staaten in typischer Weise unterscheidet.
Karl Gabriel ist emeritierter Professor für Christliche Sozialwissenschaften an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Münster; er gehört zu den führenden Vertretern der Religionssoziologie in Deutschland.