Thomas Späth ist Professor für Antike Kulturen und Antikekonstruktionen an der Universität Bern.
Frauengeschichtliche Arbeiten erhellten in den letzten Jahren die Bedingungen weiblichen Lebens in der römischen Gesellschaft; die Männlichkeit der männlichen Akteure der Geschichte war bislang in der althistorischen Forschung kaum ein Thema. Gegenstand dieser Untersuchung sind die komplexen Beziehungen von Männlichkeit und Weiblichkeit in einem der bedeutendsten historischen Texte der römischen Antike, in den zu Beginn des 2. Jh. n. Chr. entstandenen »Annalen« des Historikers Tacitus. Systematisch wird dargelegt, wie sich die gesellschaftliche Definition der Geschlechter im Text niederschlägt. Dabei werden die Elemente des Geschlechterdiskurses erkennbar, die die Konstruktion von Weiblichkeit und Männlichkeit in der römischen Gesellschaft prägen. Diese Ergebnisse erlauben einen neuen Blick auf die politischen und sozialen Machtstrukturen Roms.
Unveränderter Nachdruck