In den vergangenen Jahren haben sozialwissenschaftliche Analysen der Voraussetzungen und Folgen biowissenschaftlichen Wissen und biotechnologischer Innovationen große Resonanz erfahren. Die »Social Studies of Biomedicine and Biotechnologies« sind mittlerweile ein äußerst produktiver und schnell wachsender Forschungszweig - allerdings nicht in Deutschland. Hierzulande werden diese Fragen bislang nur ansatzweise empirisch untersucht und theoretisch reflektiert.
An dieser Forschungslücke setzt der Band von Thomas Lemke an. Er macht die internationale Diskussion für die deutschsprachigen Sozialwissenschaften zugänglich und nimmt eine eigenständige Positionierung innerhalb des Forschungsfelds vor. Lemke zeigt, dass eine Neuorientierung in der Soziologie erforderlich ist, die einen anderen Naturbegriff und ein Überdenken der disziplinären Arbeitsteilung zwischen Sozial- und Naturwissenschaften beinhaltet.
Thomas Lemke, Dr. phil., ist Professor für Soziologie an der Universität Frankfurt.
Inhalt
Einleitung: Die Natur in der Soziologie7
1. Von der Soziobiologie zur Biosozialität? Anmerkungen zu einer Debatte in der Wissenschafts- und Technikforschung22
2. Bürgerrechte durch Biologie? Zur Konjunktur des Begriffs "biologische Bürgerschaft" (gemeinsam mit Peter Wehling)40
3. "Waffen sind an der Garderobe abzugeben": Bruno Latours Entwurf einer politischen Ökologie64
4. Gesellschaftskörper und Organismuskonzepte: Zur Bedeutung von Metaphern in der soziologischen Theorie84
5. Genetische Diskriminierung: Empirische Befunde und konzeptionelle Probleme107
6. Verdächtige Familien: Gesellschaftliche Implikationen von DNA-Abstammungsgutachten in Einwanderungsverfahren (gemeinsam mit Torsten Heinemann)129
7. Mit Foucault über Foucault hinaus: Von der Biopolitik zur Regierung des Lebens154
8. Literatur175
9. Nachweise205