Die Kontroverse um die RAF-Ausstellung in Berlin 2005 zeigt, dass die Wunden, die der Terrorismus der 1970er Jahre in unserer Gesellschaft hinterlassen hat, bis heute nicht verheilt sind. Noch ist es zu früh, um schon von einer Historisierung zu sprechen. Die meisten Auseinandersetzungen mit dem Thema sind individueller und biographischer Art. In diesem Band wird der bundesdeutsche Linksterrorismus erstmals aus sozialund kulturhistorischer Perspektive analysiert. Untersucht werden die Subkulturen und Milieus, aus denen der Terrorismus entstanden ist, die staatlichen und institutionellen Reaktionen sowie die öffentliche Beschäftigung mit dem Phänomen. Deutlich wird dabei die zentrale Rolle der Medien, wenn es um die gesellschaftliche Bewertung des Terrorismus und seiner Akteure geht.
Vorwort
Einleitung: Die Herausforderung des "Linksterrorismus"
Klaus Weinhauer / Jörg Requate
Politische Gewalt und Terrorismus:
Eine vergleichende und soziologische Perspektive
Donatella della Porta
Politische Gewalt und Terrorismus:
Einige historiographische Anmerkungen
Heinz-Gerhard Haupt
Subkulturen und Entstehungsmilieus
Ästhetik des Andersseins:
Subkulturen zwischen Hedonismus und Militanz 1965-1970
Detlef Siegfried
Tupamaros München:
"Bewaffneter Kampf", Subkultur und Polizei 1969-1971
Michael Sturm
Psychiatrie und Politik:
Zum Sozialistischen Patientenkollektiv in Heidelberg
Cornelia Brink
Jenseits von Terror und Rückzug:
Die Suche nach politischem Spielraum und Strategien
im Westdeutschland der siebziger Jahre
Belinda Davis
Staatsgewalt und Innere Sicherheit
Der Wandel staatlicher Herrschaft
in den 1960er/70er Jahren
Stephan Scheiper
"Verführt" - "abhängig" - "fanatisch":
Erklärungsmuster von Strafverfolgungsbehörden und Gerichten
für den Weg in die Illegalität -
Das Beispiel der RAF und der Bewegung 2. Juni (1971-1973)
Gisela Diewald-Kerkmann
Zwischen "Partisanenkampf" und "Kommissar Computer":
Polizei und Linksterrorismus in der Bundesrepublik
bis Anfang der 1980er Jahre
Klaus Weinhauer
"Terroristenanwälte" und Rechtsstaat:
Zur Auseinandersetzung um die Rolle der Verteidiger
in den Terroristenverfahren der 1970er Jahre
Jörg Requate
Medien
Terrorismus im ö.entlichen Diskurs der BRD:
Seine Deutung als Kriegsgeschehen und die Folgen
Andreas Musol.
Der "Sympathisanten"-Diskurs im Deutschen Herbst
Hanno Balz
Terrorismus als Medienereignis im Herbst 1977:
Strategien, Dynamiken, Darstellungen, Deutungen
Martin Steinseifer
Terrorismus im Film der 70er Jahre:
Über die Schwierigkeiten deutscher Filmemacher
beim Umgang mit der realen Gegenwart
Walter Uka
Anhang
Autorinnen und Autoren
Personenregister
Klaus Weinhauer, PD Dr. phil., ist wissenschaftlicher Mitarbeiter, Jörg Requate, PD Dr. phil., Oberassistent an der Fakultät für Geschichtswissenschaft der Universität Bielefeld. Heinz-Gerhard Haupt ist dort Professor für Allgemeine Geschichte.