Auch die subtilsten geistigen Kompetenzen haben eine organische Basis. Mag es auch zunächst überraschen, so besteht daher doch eine entscheidende Verbindung zwischen Gedächtnis und Körper. Es geht also darum, Gedächtnis und Erinnerung nicht als bloßes Wissen misszuverstehen. Vor allem als soziale Tatsache bedarf Erinnerung stets wiederholter Beschwörungen, um nicht zu verschwinden. Spricht man vom individuellen Gedächtnis und der persönlichen Erinnerung, denkt man im Allgemeinen an bewusste Prozesse, dabei ist es häufig viel eher so, dass bestimmte Lernerfahrungen gar nicht mehr bewusst, sondern gleichsam zum weitestgehend unbewussten Moment geistiger und vor allem auch körperlicher Prägungen geworden ist. Diese Verbindung zwischen Körper und Gedächtnis faltet der vorliegende Band systematisch aus.
Dr. Alois Hahn ist Professor für Soziologie an der Universität Trier.
Inszenierung der Erinnerung - Kultische und säkulare Riten und Zeremonien - Ist Kultur ein Medium? - Soziologie des Sammlers - Handschrift und Tätowierung - Habitus und Gedächtnis - Aufmerksamkeit - Zur Soziologie der Beichte und anderer Formen institutionalisierter Bekenntnisse: Selbstthematisierung und Zivilisationsprozeß - Kann der Körper ehrlich sein? - Wohl dem der eine Narbe hat: Identifikationen und ihre soziale Konstruktion - Bürgerliche Kultur als menschliche Bildung