Politisch und politikwissenschaftlich Selbstverständliches wird derzeit in mehrfacher Hinsicht herausgefordert: Globalisierung und Internationalisierung, Deregulierung und Verhandlungsstaat, Medialisierung und Intimisierung von Politik und schließlich Politikverdrossenheit sind Metaphern für politische "Entgrenzungsprozesse" am Ende des 20. Jahrhunderts. Geschlechterverhältnisse bilden ein integrales Element des hegemonialen politischen Arrangements der Moderne. Die Neustrukturierung von Geschlechterverhältnissen prägt nun auch ganz wesentlich aktuelle Transformationsprozesse: Die Neuverteilung von Arbeit ist ebenso geschlechtlich codiert wie das Projekt der Demokratisierung. Der Band artikuliert die vielfach implizite Geschlechtlichkeit politischer Prozesse und Institutionen, aber auch politikwissenschaftliche Frauen- und Geschlechterforschung in klassischen Bereichen der Politikwissenschaft. Sie präsentieren und problematisieren darüber hinaus das heuristische Potential der Geschlechterforschung im transformatorischen Kontext des Politischen.
Geschlechterverhältnisse im Kontext politischer Transformation.- Von der Politik der Identität zum sozialen Feminismus Ein Plädoyer für die neunziger Jahre.- I. Grundlegungen. Politikwissenschaftliche Begriffe und Konzepte in der Geschlechterforschung.- Entgrenzungen des Politischen? Die liberale Demokratietheorie und -praxis muß feministisch erweitert werden.- Die Wiederentdeckung der Herrschaft. Begriffe des Politischen in Zeiten der Transformation.- Mediale politische Kommunikation und Demokratie. Überlegungen zu Selektivität und Maskulinität der elektronischen Mediendemokratie.- Privatheit und Politik.- Politik und Ökonomie im Kontext von Globalisierung. Eine Geschlechterkritik.- II. Politische Theorie in der Ära der "Postmoderne". Geschlechtskritische Lesarten.- Gleichheit und/oder Differenz. Zum Verlauf einer Debatte.- Liberalismus - Marxismus - Postmoderne. Der Feminismus und seine glücklichen oder unglücklichen "Ehen" mit verschiedenen Theorieströmungen im 20. Jahrhundert.- Die Kategorie Geschlecht als kultureller Code. Über Exklusion, Inklusion und Demokratisierung.- Identitätspolitik und die Transformation von Staatlichkeit: Geschlechterverhältnisse und Staat als komplexe materielle Relation.- III. Der (National)Staat an seinen Grenzen?.- Politische Repräsentation und Symbolisierung der Geschlechter in der medialen Vermittlung von Politik.- Nationalstaat, Globalisierung, Gender.- Jenseits des - androzentrischen - Wohlfahrtsstaates? Theorien und Entwicklungen im internationalen Vergleich.- Globalökologische Krise und die Erosion der staatlichen Versorgungsordnung: zur Neustrukturierung der Verbindung von Zeit, Geld und Geschlecht.- Stadtlandschaften und GeschlechterGeographien. Aspekte einer geschlechterbezogenen Stadt- undRaumforschung.- Vater Staat und "seine" Mütter? Über Entwicklungen und Verwicklungen in der Mutterschutzpolitik.- Die Frauenbewegungen im Blickfeld feministischer Politikwissenschaft.- Zwischen Networking und Verbandspolitik. Gleichstellungspolitik in der bundesdeutschen Politikwissenschaft.- IV. Jenseits der Grenzen: Geschlechterforschung und internationale Politik.- Meine Stimme ein Vogellaut. Sprachkritik, Empathie und internationale Geschlechterregime.- Internationale Politik - geschlechtsneutrale Paradigmen?.- Die Geschlechterfrage und die Transformation in Ostmitteleuropa: Kann das Geschlechterparadigma zur "Transformation des Politischen" beitragen?.- Gender und Transformation. Nachdenkliches zu den Anstrengungen einer Beziehung.- Demokratisierung und Modernisierung von Machtlosigkeit? Geschlechterverhältnisse in den Prozessen gesellschaftlicher Transition in Afrika.- Die Autorinnen und Autoren.
Dr. Eva Kreisky ist Professorin für Politikwissenschaft an der Universität Wien.