Seit den Wahlerfolgen der rechtsextremen Parteien in Westeuropa und dem zeitweiligen Anstieg rechtsextrem motivierter Gewalt Anfang der neunziger Jahre haben sich Vertreter mehrerer sozialwissenschaftlicher Disziplinen mit unterschiedlichen Forschungsinteressen und Methoden mit dem Gegenstand Rechtsextremismus befaßt. Dieser Band dokumentiert die Bandbreite der neueren sozialwissenschaftlichen Rechtsextremismusforschung und präsentiert Analysen, theoretische Zugänge und empirische Befunde zu zentralen Aspekten der Forschung. Die Aufsätze beschäftigen sich u. a. mit Ansätzen zur Erklärung von Rechtsextremismus, dem Verhältnis von Jugend, Gewalt und Rechtsextremismus, der Bedeutung von Migration und Ethnisierung, mit den rechtsextremen Bewegungen, Parteien und Einstellungen sowie dem rechtsextremen Wahlverhalten in der Bundesrepublik Deutschland und ihren europäischen Nachbarn.
"(...) Der sich durch ein hohes wissenschaftliches Niveau auszeichnende Band dürfte bald zu einem Standardwerk der deutschsprachigen Rechtsextremismusforschung werden."
Zeitschrift für Politikwissenschaft, 1/97
Einleitung: Stand und Perspektiven der Forschung.- I. Theorie und Modell.- Bausteine einer allgemeinen Theorie des Rechtsextremismus. Zur Stellung und Integration von Persönlichkeits- und Umweltfaktoren.- Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit: Reagieren Frauen anders? Zur theoretischen Verortung der Kategorie Geschlecht in der feministischen Rechtsextremismus-Forschung.- "Rechtsextremismus". Methodologische Bemerkungen zu einem politikwissenschaftlichen Begriff.- Ein ökonomisches Modell zur Erklärung der Wahlerfolge rechtsextremer Parteien.- II. Jugend, Gewalt und Rechtsextremismus.- Zum Stand der Debatte über Jugend und Rechtsextremismus.- Das rechte Einstellungspotential in der deutschen Jugend.- Rechte Tendenzen unter Studierenden an hessischen Hochschulen.- Erklärungsmuster fremdenfeindlicher Gewalt im empirischen Test.- Rechtsextremistische Einstellungen und Gewalt in jugendkulturellen Szenen..- Jugendliche "rechtsextreme" Gewalttäter im Spiegel qualitativ-dialogischer Sozialforschung.- Massenmedien und fremdenfeindliche Gewalt.- III. Migration und Ethnisierung.- Transnationale Migration und Rechtsextremismus.- Ethnisierungsprozesse in der Arbeitswelt und ihre politischen und sozialen Folgen.- Xenophobie im internationalen Vergleich.- IV. Bewegungen, Wahlen und politische Einstellungen.- Rechtsextremismus als soziale Bewegung?.- Die dritte Welle rechtsextremer Wahlerfolge in der Bundesrepublik Deutschland.- Die Anhängerschaft des Rechtsextremismus in Westeuropa. Eine Überprüfung der Wellenhypothese anhand von Umfragen-Zeitreihen in fünf Ländern.- Rechtsextremismus und Antisemitismus.- Rechtsextreme Einstellungen in Europa: Struktur, Entwicklung und Verhaltensimplikationen.- V. Organisierter Rechtsextremismus im internationalen Vergleich.-Radikaler Rechtspopulismus in Westeuropa.- Ideologie und Programmatik rechtsextremer Parteien - Unterschiede und Gemeinsamkeiten.- Rechtsextremismus in Frankreich: Die Wähler des Front National.- Rechtsextremismus in Italien: Von der neofaschistischen Systemopposition zur postfaschistischen Regierungspartei: Der Aufstieg der Alleanza Nationale.- Rechtsextremismus in Osteuropa.- Die Neue Rechte in den USA. Kulturelle Dimensionen und politischer Prozeß.- VI. Reaktionen der Gesellschaft.- Zeitgeschichte als Erziehungsaufgabe. Die Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit in der deutschen Pädagogik.- Rechtsradikalismus und die "Basiserzählung". Wandlungen in der politischen Kultur Deutschlands.- Anti-Faschismus und politische Gegenwelten.- Fließende Grenzen zum Rechtsextremismus? Zur Debatte über Brückenspektren, Grauzonen, Vernetzungen und Schaniere am rechten Rand - Mythos und Realität.- Verzeichnis der Autoren.
Dr. Jürgen W. Falter ist Professor für Politikwissenschaft an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Dr. Hans-Gerd Jaschke ist Professor für Politikwissenschaft an der Fachhochschule für Verwaltung und Rechtspflege Berlin. Dr. Jürgen Winkler ist wissenschaftlicher Assistent am Institut für Politikwissenschaft der Johannes Gutenberg-Universität Mainz.