Jeremia erlebte so einschneidende Erlebnisse wie die Kultzentralisation Josias, den Niedergang des assyrischen Reiches und den Aufstieg der babylonischen Macht sowie die erste Eroberung und endgültige Zerstörung Jerusalems. Sein Leben war ein Zeichen, ein Bild seiner Verkündigung. Zum Zeichen kommenden Unheils blieb er ehe- und kinderlos. So bildete er in seiner Gegenwart vorweg ab, was in Zukunft alle erleben sollten: Trauer, Klage, Gericht. Der Auftrag zur Verkündigung, dem er sich zunächst heftig widersetzte, bevor er ihn annahm, bestimmte sein ganzes Leben. Jeremia äußerte harsche Kritik am eigenen Kult, an Priestern und Propheten und an Opfern. Seine Symbolhandlungen wirkten durch Zeichen und deutendes Wort. Sie nahmen kommendes Geschehen zeichenhaft vorweg, führten es aber nicht selbst herbei. Werner H. Schmidt gelingt die kompakte Zusammenfassung der komplexen Materie und Fülle der Forschungen zu dem Propheten Jeremia unter Zurückführung auf die schlichten biblischen Befunde. So zeichnet er ein einprägsames Bild des biblischen Propheten, das auch für eine lebendige Predigt reiche Nahrung bietet.
Werner H. Schmidt ist Professor em. für Altes Testament an der Universität Bonn.