Wenn heute in einer breiteren Öffentlichkeit über die Ursprünge des modernen Verfassungsstaates und der Demokratie diskutiert wird, fällt der Blick meist auf die Amerikanische und die Französische Revolution. Wenigen ist bewusst, dass die erste kodifizierte Verfassung in Europa 1653 in England verabschiedet wurde. Faktisch verdankt die moderne Demokratie dem Erbe des englischen Republikanismus ähnlich viel wie den Revolutionen des späten 18. Jahrhunderts. Es gibt allerdings einen wesentlichen Unterschied: Während uns das Gedankengut der Aufklärung durchaus noch vertraut ist, erscheint uns der radikale Protestantismus, der die Englische Revolution und die politische Neuordnung der 1650er Jahre prägte, sehr viel fremder, und das gilt auch für die Ideen des Mannes, der ihn wie kein anderer verkörperte: Oliver Cromwell. Es ist die Verbindung zwischen einem radikalen, durchaus modernen Bruch mit politischen Traditionen und einem Weltbild, das weithin christlich und biblisch geprägt blieb, die der Englischen Revolution ihren besonderen Charakter verleiht, und diese oft widersprüchliche Mischung unterschiedlicher Kräfte steht auch im Zentrum dieser knappen Darstellung.
Ronald G. Asch (geb. 1953) studierte in Kiel, Tübingen und Cambridge und wurde 1982 in Tübingen promoviert. Er habilitierte sich nach einem längeren Forschungsaufenthalt 1991/92 in London, 1996-2003 lehrte er in Osnabrück und anschließend bis zu seiner Emeritierung in Freiburg i.¿Br. Zu seinen Spezialgebieten gehören die britische und irische Geschichte des 16. und 17. Jh. und die Geschichte des 30jährigen Krieges. Asch hat aber auch eine Reihe von Arbeiten über die Monarchie, die höfische Gesellschaft und den Adel in der frühen Neuzeit publiziert.