Vor zwanzig Jahren hatte der französische Soziologe Bruno Latour konstatiert »Wir sind nie modern gewesen« und sich an einer »symmetrischen Anthropologie« jenseits der Trennung von Natur und Kultur versucht. Existenzweisen schreibt dieses faszinierende Projekt mit einer »Anthropologie der Modernen« fort und spürt den verschiedenen Existenzweisen von Wissenschaft, Technologie, Recht, Religion, Wirtschaft und Politik in der modernen Welt nach. Ein großes Panorama der Modi moderner Existenz.
Latour setzt für dieses Projekt bei der globalen Verflechtung aller Lebensbereiche an, die heute nicht zuletzt am Problem des Klimawandels sichtbar wird. Zugleich zeigt sich aber an diesem Problem auch, dass es verschiedene Handlungssphären gibt - Wissenschaft, Politik, Ökonomie -, die jeweils eigene Existenzweisen besitzen. Dennoch sind diese verschiedenen Existenzmodi nicht unabhängig voneinander, sondern durchdringen sich und kreieren gemeinsam Probleme, die es in der Folge auch gemeinsam zu lösen gilt. Es bedarf daher einer neuen Form der »Diplomatie«, die zwischen den einzelnen Existenzweisen vermittelt.
Bruno Latour, geboren 1947 in Beaune, Burgund, Sohn einer Winzerfamilie. Studium der Philosophie und Anthropologie. Bruno Latour war Professor am Sciences Politiques Paris. Für sein umfangreiches Werk hat er zahlreiche Preise und Ehrungen erhalten, darunter den Siegfried Unseld Preis und den Holberg-Preis. Latour verstarb am 09. Oktober 2022 in Paris.
Gustav Roßler studierte Philosophie, Soziologie und Psychologie in Berlin und Paris. Er ist als Autor und als Übersetzer französischer Texte in den Bereichen Philosophie und Soziologie tätig.