Die Handlung dieser von Melancholie und Trauer überschatteten Erzählung spielt zu Beginn dieses Jahrhunderts in Wien. Gezeigt wird die Einsamkeit des letzten Habsburgers und mit ihr der innere Stillstand, der in den Jahren vor Kriegsausbruch das Unheil von Sarajevo heraufbeschwor. Während der Kaiser sich vorkommt wie einer, der »schon nicht mehr dazugehört«, sucht Gräfin Leonie von Seilern, eine Dame der Wiener Gesellschaft, die Bekanntschaft des Henkers, um den Strick zu bekommen, mit dem ein Attentäter, dessen Todesurteil der Kaiser unterschrieben hat, gehenkt wurde. Der Scharfrichter willigt belustigt ein, er glaubt, der Strick solle als Liebeszauber dienen, doch die Dame verführt ihn, ihr eine Schlinge um den Hals zu legen.
Hermann Lenz wurde am 26. Februar 1913 in Stuttgart geboren und starb am 12. Mai 1998 in München. Nach dem Abitur im Jahr 1931 studierte Lenz Theologie in Tübingen und anschließend von 1933 bis 1940 Kunstgeschichte, Archäologie und Germanistik in Heidelberg und München. Von 1940 bis 1946 war er als Soldat in Frankreich und Russland stationiert und kurze Zeit in amerikanischer Kriegsgefangenschaft. Seine schriftstellerische Arbeit begann Lenz 1946 in Stuttgart. Im selben Jahr heiratete er die Kunsthistorikerin Hanne Trautwein. Zu seinen Hauptwerken gehören die Romane Andere Tage und Neue Zeit um sein Alter Ego Eugen Rapp. Von 1951 bis 1971 war Lenz Sekretär des Süddeutschen Schriftstellerverbandes.1972 begegnete er zum erste Mal Peter Handke. Ab 1975 lebte Lenz in München. Er erhielt zahlreiche Preise für seine Werke.