Das nordthüringische Eichsfeld 1574/75: ein Mord an einem Förster; Täter ein unbeherrschter, dennoch von vielen als Söldner geschätzter Adeliger. In der Folge kommt es zum Prozess gegen diesen Adeligen, Barthold von Wintzigerode, und zu seiner Hinrichtung. Beides wird die Gemüter noch lange beschäftigen, im 19. Jahrhundert entfacht ein regelrechter Historikerstreit um die angemessene Interpretation. Alexander Jendorffs Fallstudie zeigt die schillernden Facetten von Adeligkeit und die sich verändernden Ansprüche des Adels in unterschiedlichen Jahrhunderten. Der Historikerstreit des 19. und 20. Jahrhunderts erweist sich als Kampf um die Interpretationshoheit über die eichsfeldische Landesgeschichte. Beide Seiten, die protestantischen Nachfahren und ein katholischer Pfarrer bedurften ihrer Interpretation der Vergangenheit, um sich in der Gegenwart zu behaupten.
Alexander Jendorff, geboren 1970, ist Privatdozent für Neuere Geschichte und Vergleichende Landesgeschichte am Historischen Institut der Justus-Liebig-Universität Gießen. 2010 wurde er für seine Habilitationsschrift mit dem Wissenschaftspreis "Hessische Geschichte und Landeskunde" des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst ausgezeichnet.