Friedrich von Schlegel, geboren am 10. März 1772 in Hannover, ist am 12. Januar 1829 in Dresden gestorben.
»Ich beabsichtige nicht zu beweisen, daß der Roman Friedrich Schlegels sowohl unsittlich als dichterisch formlos und verwerflich ist«, schrieb Wilhelm Dilthey voll moralischer Entrüstung in seiner Biographie über das Leben Schleiermachers, den einzigen Zeitgenossen Schlegels, der dieses Romanfragment richtig einzuordnen wußte und sogar verteidigte.
Schlegel wollte mit dem Roman nicht nur künstlerische, sondern gleichzeitig auch soziale Tabus brechen. Als Philosoph, als sozialer Kritiker begnügte er sich nicht damit, theoretische Apergus zur Roman-Theorie zu Papier zu bringen, sondern hat sich selbst darangemacht, das Muster eines romantischen Romans zu schreiben. Eine »Theorie des Romans - würde selbst ein Roman sein müssen«, heißt es in den »Athenäums-Fragmenten«. So ist die Lucinde im Blick auf Form und Gehalt ein gänzlich modernes Buch, ein Roman des Romans, aber eben auch ein wichtiges Zeugnis für die ethische und moralische Erschütterung, die dieses Werk gegen Ende des 18. Jahrhunderts hervorrief.