Stefan Matuschek ist Professor für Neuere deutsche Literatur, Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Universität Jena und ein ausgewiesener Experte für die europäische Romantik.
1. Nicht nur die Aufklärung: Der zweite Impuls der europäischen Moderne
a) Romantik als Fortschritt
b) Beginn der europäischen Moderne um 1800
2. Romantik als europäisches Phänomen
a) Die Vielfalt der Romantik in Europa
b) Das Phänomen Romantik
c) Literarischer Stil und existenzieller Ernst: Weltschmerz
d) Deutsche Klassik als Teil der europäischen Romantik
3. Revolutionen: Die Französische und die romantischen
a) Romantik als Revolutionsreaktion
b) Subjektivierung und Ästhetisierung der Religion
c) Mythos als Zukunftsprojekt
d) Strategien der Offenheit
4. Lesewelten: Die Modernisierung der Literatur
a) Die moderne Situation der Literatur
b) Das Fantastische
c) Märchen für Erwachsene und Kinder
d) Schauerromantik
5. Nationalisierung: Politik, Wissenschaft und Populärkultur
a) Napoleons Ende und der Anfang der Nationalliteratur
b) ¿Rückwärts gekehrte Propheten¿: Der Idealismus der Historiker
c) Volk und Volkstümlichkeit
d) Die Erfindung der germanischen Mythologie
6. Romantik als Epoche, Romantik als Modell
7. Das selbstgemachte Jenseits
Anhang
Anmerkungen
Bildnachweis
Personenregister
DIE WELT DER ROMANTIK - STEFAN MATUSCHEKS BRILLANTES PORTRAIT EINER EPOCHE
Mit der Aufklärung, mit der intellektuellen Mündigkeit gegenüber traditionellen Glaubenslehren kam zugleich die Nostalgie: die Trauer über den Verlust an Ganzheitlichkeit im Denken und Leben. Die Romantik schaffte hier Abhilfe, ohne rückwärts zu gehen: Sie erschuf einen neuen Himmel, der keiner metaphysischen Absicherung bedarf. Der Literaturwissenschaftler Stefan Matuschek blickt in seinem beeindruckenden Epochenporträt weit über Deutschland hinaus, nach England und Schottland, nach Italien und Frankreich, und schildert die Romantik als großen Impuls der Moderne, der bis in die Gegenwart hineinwirkt.
Die Romantik ist die Kunst, metaphysische Luftschlösser zu bauen. Sie weiß, dass ihr Himmel, wo immer sie ihn errichtet, nur ein erdichteter ist, und findet in ihm dennoch Zuflucht von der metaphysischen Obdachlosigkeit des modernen Menschen. Aus dieser Perspektive erschließt Stefan Matuschek in seiner brillanten Darstellung der Epoche die Neuerungen, die mit der Romantik in die Welt kamen: von der blauen Blume bis zur Kunstreligion, von der romantischen Ironie bis zur Schauerromantik, von der Renaissance des Mittelalters bis zur Utopie der Volkstümlichkeit. Dabei war die Romantik keineswegs nur eine deutsche Angelegenheit. Stefan Matuschek stellt uns ihre europäische Vielfalt vor Augen. In seinem weit gespannten Panorama begegnen wir Literaten wie den Schlegel-Brüdern, Goethe und Eichendorff, Keats und Shelley, Victor Hugo und Alessandro Manzoni, außerdem Philosophen, Malern und Komponisten der Zeit. Überall reagierten die Romantiker auf drei Großereignisse der Epoche: die Französische Revolution, die Revolution der Lesekultur und die Nationalisierung in der Folge von Napoleons Imperialismus. In diesem Kontext legt Stefan Matuschek eine neue Gesamtschau der Romantik vor, die deren Träume als hellsichtiger erweist, als sie oft erscheinen.