I. DER STERBLICHE GOTT
II. TYRANNEN UND REFORMER
1. Die Selbstherrschaft
2. Herren und Knechte
3. Die verhinderte Emanzipation
III. KRITIK UND KRISE
1. Tauwetter
2. Väter und Kinder
3. Propagandisten und Terroristen
4. Die Diktatur des Herzens
5. Die Ermordung Alexanders II.
6. Alexander III. und die Wiederherstellung der Selbstherrschaft
IV. KRISE UND KRITIK
1. Im Dickicht der Städte
2. Das Dorf in der Stadt
3. Imperium auf Schienen
4. Zentrum und Peripherie
5. Juden und Antisemiten
6. Herrschaft als Improvisation
V. RISSE IM FUNDAMENT
1. Die Hungersnot
2. Was tun? Gesellschaft in Bewegung
3. Das Volk und seine Interpreten
4. Agitatoren und Revolutionäre
5. Lenin oder der Wille zur Macht
6. Der fürsorgliche Staat
7. Schule der Revolution: Die Universitäten
8. Autokratie ohne Selbstherrscher
VI. RUSSLAND IM AUFRUHR
1. Augenblicke der Macht
2. Der russisch-japanische Krieg
3. Die Opposition erwacht
4. Erstes Blut: 9. Januar 1905
5. Die Ordnung zerfällt
6. Nikolai II. und die liberale Opposition
7. Das Wunder von Portsmouth
8. Das Oktobermanifest
9. Die Entfesselung der Gewalt
10. Reform oder Repression?
11. Improvisierter Terror: Die Staatsmacht schlägt zurück
12. Die Selbstbeschränkung der Herrschaft
13. Stolypin
VII. EPILOG
ANHANG
Anmerkungen
Literaturverzeichnis
Bildnachweis
Personenverzeichnis
Personenregister
Jörg Baberowski ist Professor für die Geschichte Osteuropas an der Humboldt-Universität zu Berlin und Autor zahlreicher Bücher und Aufsätze zur russischen und sowjetischen Geschichte. 2012 erhielt er für sein Werk "Verbrannte Erde. Stalins Herrschaft der Gewalt" den Preis der Leipziger Buchmesse.
DIE ILLUSION DER STÄRKE - JÖRG BABEROWSKI ENTSCHLÜSSELT DAS ZARENREICH
Seit jeher inszenierten sich Russlands Herrscher als allmächtige Autokraten, die ihr Land mit eiserner Faust regierten. In Wahrheit aber war diese Inszenierung nur eine Fassade, hinter der sich die Schwäche des Staates verbergen konnte. Das zarische Vielvölkerimperium war ein fragiles Gebilde, das im Modus der Improvisation beherrscht wurde, seit Peter I. es nach Westen geöffnet hatte. Wie aber gelang es den Zaren und ihrer Bürokratie, ein multiethnisches, schwach integriertes Imperium über zwei Jahrhunderte erfolgreich zusammenzuhalten? Jörg Baberowski erzählt Russlands Geschichte aus der Perspektive der Herrschaft und ihrer Zwänge.
Ansprüche und Möglichkeiten fanden in Russland nur selten zueinander. Der autokratische Staat operierte im Modus der Improvisation, weil es ihm an Instrumenten der Integration fehlte. Davon aber wussten auch diejenigen, die ihn herausforderten. Es war die Kritik, die sich mit den liberalen Reformen Alexanders II. (1855-1881) ausbreiten konnte, die die Staatskrise überhaupt erst auslöste. Der sterbliche Gott, wie Thomas Hobbes den Leviathan genannt hat, lebt von der Illusion der Stabilität und Unerschütterlichkeit. Doch der sterbliche Gott ist verwundbar. Er ruht auf Voraussetzungen, die er selbst garantieren muss. Davon ist in diesem Buch die Rede: Von Krisen und ihrer Bewältigung. Und insofern weist die Geschichte, die Jörg Baberowski in diesem Buch erzählt, auch über Russland hinaus: Weil sie nach den Grundlagen staatlicher und gesellschaftlicher Ordnungen fragt und zeigt, wie schnell sie sich auflösen können. Wer verstehen will, was Macht und Herrschaft sind und warum sie in Russland andere Formen annahmen als im Westen Europas, der findet Antworten in diesem glänzend geschriebenen Buch.
"Jörg Baberowski zeigt, dass auch Historiker des deutschsprachigen Raumes großartige Erzähler sein können." Burkhard Bischof, Die Presse