Gibt es einen neuen Antisemitismus in Deutschland und Europa? Wieviel Israelkritik ist hierzulande erlaubt? Agitiert die islamistische Propaganda mit rassistischen Feindbildern gegen Juden, wie es früher die Nationalsozialisten taten? Und vor allem: Was genau ist Antisemitismus überhaupt? In der Beantwortung dieser Fragen geht Wolfgang Benz ganz und gar nicht akademisch vor, sondern analysiert konkrete Vorfälle wie etwa die Affäre Hohmann, den Streit um Jürgen Möllemann oder auch die zahlreichen Briefe, die in den letzten Jahren beim Zentralrat der Juden in Deutschland eingegangen sind. Im Vordergrund steht nicht der plumpe und offenkundige Antisemitismus, wie er etwa in Friedhofsschändungen oder Hetzparolen zum Ausdruck kommt, sondern vielmehr jene häufig anzutreffende Haltung, die jede Judenfeindschaft empört von sich weist und dabei zugleich geprägt ist von antisemitischen Stereotypen, Klischees und Geschichtsklitterungen. Abschließend erörtert Benz auf der Grundlage zahlreicher aktueller Befunde, welche Bedeutung der Antisemitismus ein halbes Jahrhundert nach dem Holocaust heute hat.
Wolfgang Benz, geb. 1941, ist Professor für Geschichte an der Technischen Universität Berlin und Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung. Er hat zahlreiche Werke zur Geschichte des "Dritten Reiches" und der nationalsozialistischen Judenverfolgung vorgelegt, darunter bei C.H.Beck Die Juden in Deutschland 1933-1945 (41993), Geschichte des Dritten Reiches (2000), Der Holocaust (52001), Überleben im Dritten Reich. Juden im Untergrund und ihre Helfer (2003).