Parallel zum Wiedererstarken von Religion im öffentlichen Raum formiert sich auch ein neuer Atheismus. Beide Entwicklungen führen zu einer Renaissance der Religionskritik. In Auseinandersetzung mit heutigen Formen des Atheismus soll das komplexe Verhältnis von christlichem Glauben und Religionskritik untersucht werden. Komplex ist dieses Verhältnis zum einen, weil der Begriff der Religionskritik eine mehrfache Bedeutung hat, zum anderen, weil der biblische Gottesglaube selbst erhebliches religionskritisches Potenzial hat. Gottesglaube und Religionskritik stehen sich also nicht einfach als zwei verschiedene Größen gegenüber, sondern durchdringen einander. Darum kann auch die Auseinandersetzung mit heutigen Formen von Religionskritik nicht nach einem einfachen Schema von Frage und Antwort geführt werden, sondern nur in einem Wechselspiel von unterschiedlichen Formen der Kritik von Religion.
Ulrich H. J. Körtner, Dr. theol., Dr. h.c.mult., Jahrgang 1957, ist seit 1992 Ordinarius für Systematische Theologie an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien und seit 2001 auch Vorstand des Instituts für Ethik und Recht in der Medizin der Universität Wien. Körtner ist u. a. geschäftsführender Herausgeber der Zeitschrift für Evangelische Ethik und Mitherausgeber der Theologischen Rundschau sowie der Schriftenreihen 'Arbeiten zur Systematischen Theologie' (Leipzig), 'Ethik und Recht in der Medizin' (Wien) und der 'Edition Ethik' (Göttingen).