Biografie einer Wandlung
Franz Fühmann hat sich wie kein anderer Schriftsteller der wohl brisantesten literarischen Frage nach 1945 gestellt: Wie konnte ich ein Bewunderer Hitlers, wie konnte ich ein Nazi werden? Mit poetischer Genauigkeit durchforschte er die politi-schen Prägungen, denen er während seiner Kindheit und Schulzeit unter Hitler aus-gesetzt war, um sie endlich abstreifen und hinter sich lassen zu können. In immer neuen Anläufen erkämpfte er sich damit seinen Weg zu einer ernsthaft liberalen, unideologischen Denkhaltung und wurde zu einem profilierten Kritiker des DDR-Re-gimes. In seiner kompakten Biografie beschreibt Uwe Wittstock Fühmanns "Wand-lung ohne Ende" hin zu einem meisterlichen Erzähler und Essayisten. Fühmanns radikale literarische Selbstprüfung gewinnt heute besondere Bedeutung - in einer Zeit, in der politische Extreme wieder einmal die Liberalität unserer Gesellschaft bedrohen.
Uwe Wittstock, geboren 1955 in Leipzig, aufgewachsen im Rheinland, war von 1980 bis 1989 unter Marcel Reich-Ranicki Literaturredakteur bei der "FAZ", arbeitete 10 Jahre als verant-wortlicher Lektor für deutsch-sprachige Literatur im S. Fischer Verlag, ging dann zur "Welt" und zum "Focus" und ist seit 2018 als freier Schriftsteller tätig.