Die dokumentarischen Papyri gehören zu den interessantesten Zeugnissen der Antike, weil sie aufschlussreiche Einblicke in den Alltag der Menschen erlauben. Sie sind für die Auslegung des Neuen Testaments von besonderem Wert, insofern sie helfen, die Lebenswelt neutestamentlicher Autoren und ihrer Adressaten anschaulich zu erschließen. Die Papyri befördern die Rekonstruktion von konkreten Lebensverhältnissen, sozialen Konstellationen, juristischen, wirtschaftlichen und medizinischen Fragestellungen bis hin zum Umgang mit privaten Problemen und den eher banalen Dingen des Alltags. Ihre Lektüre ermöglicht auch, die rezeptionstheoretischen Aspekte metaphorischer Sprache zu verstehen, die für die Entfaltung theologischer Zusammenhänge wesentlich sind. Die Beiträge des vorliegenden Bandes beleuchten diese Dimensionen sowohl aus der Sicht der Papyrologie als auch der Exegese des Neuen Testaments. Die Tatsache, dass auch die neutestamentlichen Schriften auf dem Medium des Papyrus entstanden und überliefert wurden, unterstreicht die oft vernachlässigte Affinität der beiden Fachgebiete. Der Band versteht sich als ein Beitrag zu der inzwischen wieder neu belebten interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen Papyrologie und Exegese.