Während es eine Vielzahl an Studien über die Kindheit im antiken Griechenland, im römischen Altertum und im westlichen Mittelalter gibt, fehlt eine derartige Arbeit für Byzanz. Das vorliegende Buch versucht daher, die wesentlichen Faktoren der Kindheit in Byzanz vom 6. bis zum 11. Jahrhundert zu rekonstruieren. Als Hauptquellen dienen Heiligenviten, ergänzend werden auch rechtliche, medizinische, theologische und andere Quellen herangezogen. Die Untersuchung befasst sich zunächst mit der Terminologie und den Begriffsfeldern der byzantinischen Quellen zur Kindheit. Sodann wird die Einstellung der Byzantiner zum Nachwuchs, die Geburt und die Pflege des Neugeborenen sowie die Initiation des Kindes in das religiöse Leben durch die Taufe behandelt. Ein weiterer Aspekt betrifft die Beziehungen im familiären Umfeld, wobei insbesondere die Kind-Eltern-Beziehung untersucht wird. In einer Übersicht über die häufigsten Krankheiten wird unter anderem die Frage aufgeworfen, in welcher Weise die Eltern davon betroffen waren und was sie unternehmen konnten, um Heilung zu erwirken.
Das vorliegende Werk führt zu einem vertieften Verständnis der Kindheit als eigenständiger Lebensperiode und der Geschichte der byzantinischen Familie.
Despoina Ariantzi, Universität Wien, Österreich.