Darstellungen des Dionysos und seines Kreises zieren zu Tausenden die bemalte Feinkeramik aus dem klassischen Athen. Die Studie unternimmt eine umfassende Deutung dieser außerordentlich wandelbaren Bildwelt und geht insbesondere der Frage nach, welche Funktion sie für ihre Betrachter im Kontext des Trinkgelages erfüllte, für das ein Großteil der Gefäße gefertigt war. Nach Klärung der quellenkritischen Voraussetzungen werden abschnittsweise zentrale Problemfelder behandelt: die Konstruktion von Körperbildern und Geschlechterrollen; das Verhältnis der Bilder zum Bühnenwesen; die soziale Funktion von Mythenbildern; das komische Potential der Satyrfigur; das Spannungsverhältnis von Bild, Bildträger und dionysischem Ritual. Gemessen an der literarischen Überlieferung betonen die Darstellungen die freudvolle Dimension des Gottes. Dies gilt namentlich für die vielen allegorischen, parodistischen oder utopischen Bildfindugen, die den Sinnhorizont dieser Ikonographie weit über die zuletzt stark betonten Deutungsparadigmen von Identität und sozialer Norm hinaus ausdehnen. Zugleich wird nachvollziehbar, wie das Bildergeschirr in die kommunikativen Prozesse des Trinkgelages hineinwirkt und aktiv zu diesem komplexen sozialen Ritual beiträgt.
Alexander Heinemann, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg.