Tipp von
Michaela Nienhüser
weitere TippsEigentlich wollte Jackson Brodie ein wenig kürzer treten. Weniger komplexe Fälle, weniger Rücksichtslosigkeit, Korruption und Machtgier sollten es sein. Stattdessen nimmt sich der Privatdetektiv vor, von nun an nur noch harmlose Fälle, wie die Überwachung untreuer Ehemänner anzunehmen und sich mehr seinem Sohn zu widmen.
Natürlich kommt es anders: Die Idylle an der Küste Yorkshires ist trügerisch.
Das Verschwinden einer Frau löst einen Dominoeffekt aus und ungeheure Verbrechen aus Vergangenheit und Gegenwart, die so lange von einer gut bürgerlichen Fassade profitabel verdeckt wurden, drohen ans Licht zukommen.
Kate Atkinson spinnt gleich zu Beginn ein feines Netz mit mehreren Erzählsträngen, die gefangen nehmen und neugierig machen. Ihre Figuren, die scheinbar so gar nichts miteinander verbindet, eint nur, dass sie auf verschiedene Arten am Leben verzweifeln. Da sind die jungen Frauen, die auf eine Karriere in England hoffen, da ist Vince, der gerade seine Frau und seine Arbeit verliert und da ist Crystal, die sich krampfhaft an der Illusion von Glück festhält, koste es, was es wolle.
Der Sogwirkung dieser mitunter skurillen Charaktere kann man sich nicht entziehen. Mit manchmal sogar schrägem, bissigem Humor führt uns Atkinson tief in ein dunkles Labyrinth voller Gewalt.
Alle anfangs gesponnenen Fäden bringt die Britin meisterhaft zusammen und nimmt uns mit in eine Welt voller Gier, Grausamkeiten, rücksichtslosem Machtstreben und Bigotterie.